Portoerhöhung bei der deutschen Post AG seit heute

Der neue, durch Erlass von Wirtschaftsminister Altmaier geänderte Preisgestaltungsrahmen wurde sogleich auch weidlich ausgenutzt. So steigt ab sofort das Porto für Briefe von € 0,70 auf € 0,80 (etwa 14,3%) und das Porto für Postkarten glatt von € 0,45 auf € 0,60 (satte 33,3%) - laut der Zeitung "Der Tagesspiegel" die größte Portoerhöhung in der Geschichte der Post!

Daß das Wirtschaftsministerium so eklatant versagt und nicht einmal die Auswirkungen auf den Markt berechnet hat - damit hat vermutlich nicht einmal die Deutsche Post AG gerechnet!

Denn: Wer zur Zeit in Neuss am Schalter Briefmarken zu € 0,10 und € 0,15 verlangt, um die vorhandenen Restbriefmarken "aufzurüsten", erntet nur verständnislose Blicke: Marken zu € 0,10 habe man nur im Zehnerpack (selbstredend und -klebend) und Marken zu € 0,15 oder € 0,05 überhaupt nicht!

Man könne sich aber gerne für jeden Brief am Schalter anstellen (Die durchschnittlichen Wartezeiten, zumindest wenn ich dort erscheine, betragen regelmäßig mehr als 10 Minuten) und "nachfrankieren". Die Briefe könne man aber nicht so einfach herausgeben, so daß man keine leeren Umschläge frankieren könne. Man muß für jeden versandfertigen Brief einzeln anstehen! Ein Umtausch vorhandener Briefmarken gegen Aufpreis sei kategorisch völlig unmöglich. Meine disbezügliche Anfrage beim Schalterbeamten (der Postbank) wurde von einer Mischung aus Lachen und Stoßseufzer begleitet.

Es ist fraglich, ob die Mehreinnahmen tatsächlich bei den Briefträgern ankommt. Immerhin hat die Gewerkschaft ver.di mit der Deutschen Post AG vereinbart, daß alle ca. 13.000 Mitarbeiter der 46 regionalen, unter dem Namen DHL Delivery GmbH firmierenden, untertariflich bezahlten Mitarbeiter nun in die DPAG-Haustarifverträge übernommen werden. Dies wurde als Grund vorgeschoben, die mögliche Portoerhöhung maximal auszuschöpfen. Postchef Frank Appel spricht hingegen Tacheles: Er will in Wirklichkeit den Konzerngewinn steigern: und zwar von 3,2 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf über fünf Milliarden im Jahr 2020! Die Brief- und Paketsparte soll dazu über 1,6 Milliarden Euro beisteuern. Dieser Grund hört sich weitaus realistischer an. Nach diesem Dammbruch dürfen uns also in den nächsten Jahren auf weitere Portoerhöhungen "freuen".

An der Deutschen Post AG führt beim Brieftransport leider kein Weg vorbei, denn sie übernehmen die Grundversorgung in der Bundesrepublik, d.h. sie müssen wirklich jede Insel und jeden Bauernhof versorgen - dafür sind ihre Basisdienstleistungen steuerfrei. Alternativdienste wie z.B. Postcon holen die Briefe mangels eigener Briefkästen direkt beim Kunden ab - allerdings in einer Mindestmenge von 50 Stück! Das ist nur für Versandhändler und größere Firmen machbar. Ich persönlich versende nicht einmal 50 Briefe pro Jahr!

Fazit: Eine weitere Null-Leistung meines "Lieblingskonzerns". Daß man dort nicht einmal mit Apple Pay bezahlen kann, rundet die Ausrichtung auf den Kundenkreis der Urgroßväter noch ab.